S-Bahn nach Wintermoor

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Die Hamburger S-Bahn plante angeblich in den Zwanziger Jahren eine Verbindung parallel zur Heidebahn bis nach Wintermoor. Die Pläne waren schon gezeichnet und die Flächen reserviert: heute fällt noch auf, wie groß der Wintermoorer Bahnhof eigentlich ist. Der Platz sei für Lokschuppen etc. vorgesehen gewesen.

S-Bahn 171-082-12, Foto Verein Historische S-Bahn Hamburg e.V.
S-Bahn 171-082-12, Foto Verein Historische S-Bahn Hamburg e.V.

Die Gemeinde Schneverdingen setzte sich jedoch dafür ein, dass die S-Bahn bis Schneverdingen verlängert wird. Das wiederum war nicht möglich, denn die maximale Entfernung von der Stadtgrenze bis zur Endhaltestelle durfte 50 Kilometer nicht übersteigen. Die S-Bahn ging hier einer strittigen Entscheidung aus dem Weg und baute dann lieber die Strecke nach Aumühle.

Hans Slonka im März 2017
Hans Slonka im März 2017

Steigt man tiefer in diese Geschichte ein, dann stößt man schnell auf Ungereimtheiten: In den Zwanziger Jahren gab es keine S-Bahnen (der Name kam erst 1934 auf), sondern nur die „Stadt- und Vorortbahn“. Diese wurde aber eher nördlich der Elbe entwickelt, denn südlich von Hamburg befand sich ja die eigenständige Gemeinde Harburg und dann nichts mehr, was mit Hamburg zu tun hatte. Das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 veränderte noch einmal die Lage und sorgte dafür, dass man im Generalbebauungsplan 1940/41 einige Erweiterungen vorsah, aber nicht mehr ausführte.

Die Hamburger S-Bahn wurde ab den Sechziger Jahren weiter entwickelt und erst 1983 nach Harburg geführt. Noch in den 1970er Jahren hat die Bundesbahn Flyer veröffentlicht, in denen verschiedene denkbare Erweiterungen der S-Bahn, auch im Raum südlich der Elbe (z.B. nach Lüneburg), skizziert wurden.

Alle von mir befragten Fachleute zum Thema Heidebahn und Eisenbahn in Hamburg (u.a. die S-Bahn selbst, der Verein Historische S-Bahn Hamburg e.V. und die Herren Lawrenz, Heinsohn, Brüggemann, Hüttel und Borchers) können sich nicht vorstellen, dass an der Geschichte S-Bahn nach Wintermoor etwas dran ist. Wahrscheinlich ist aber, dass unser ruhiges Dorf heute völlig anders aussehen würde, wenn die S-Bahn von Hamburg aus gebaut worden wäre. Hans Slonka erzählte mir die Geschichte im März 2017.