Die Soldaten aus dem Camp Reinsehlen hatten nach Dienstschluß nicht viele Freizeitmöglichkeiten. Sie kehrten daher gerne in die Gasthäuser ein. Erst später wurde mit dem Schild „Out of bounds“ der Zutritt zu den meisten Gasthäusern für die alliierten Soldaten untersagt. Warum, dass kann man hier anekdotenhaft nachlesen, weil Hans Slonka mir diese Geschichten 2017 erzählte:
Nach dem Abschluß eines erfolgreichen Manövers luden die Offiziere ihre Soldaten aus schottischen und irischen Einheiten in den Heidehof ein. Bestellt wurden 200 Liter Bier und eine Bockwurst pro Person.
Die Offiziere bekamen Messer und Gabel zu ihrer Bockwurst. Die Mannschaften forderten daraufhin auch Besteck. Allerdings gab es im Heidehof nicht ausreichend Besteck für alle, weshalb die Mannschaftsgrade leer ausgingen. Diese Ungerechtigkeit führte zu Protest, aus dem eine große Prügelei entstand.
Die Militärpolizei (MP) rückte schnell an, um die Situation zu entschärfen. Sie parkten ihre Fahrzeuge direkt vor den Türen, damit niemand fliehen konnte. Dann stiegen sie durch die Fenster in den Gastraum ein und prügelten mit ihren Schlagstöckern alle Soldaten nieder. Anschließend wurden die Soldaten auf LKWs in das Camp transportiert.
Im Heidehof waren also nicht nur Einrichtung und Fenster kaputt, sondern auch der Fußboden voller Blutflecken. Die Soldaten mussten also am nächsten Tag wiederkommen und mit Stahlwolle den Fußboden reinigen. Auch die Verletzte (mit Verband und Gips) waren darunter.
Natürlich war es nicht immer chaotisch. Die Kandadier hatten beispielsweise einen guten Ruf und verfügten auch über mehr Geld, so dass sie sich schöne Steaks leisten konnten.
Aber Panzer, deren betrunkene Fahrer Kreise auf der Kreuzung Poststraße/ B3 drehten oder Soldatenbesuche, die Geflügel von den Höfen mitnahmen, sorgten dafür, dass die königlichen Truppen immer seltener in die Gasthäuser kamen.