Militärisches Übungsgebiet (Rote Flächen)
Am 3. August 1959 ist das Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Kanada, dem Vereinigten Königreich von Grossbritannien und Nordirland über die Durchführung von Manövern und anderen Übungen im Raum Soltau-Lüneburg abgeschlossen worden.
Artikel 2 des Abkommens besagt: „Die Truppe darf die im Raum Soltau-Lüneburg liegenden Teile des Naturschutzgebietes in Übereinstimmung mit den Vorschriften dieses Abkommens und den in der Anlage festgelegten Bedingungen ohne Einwilligung des Berechtigten benutzen.“
Artikel 3: „Die Bundesrepublik verpflichtet sich, die auf den diesem Abkommen beigefügten Karte rot gekennzeichneten Flächen der Truppe zur Ständigen Benutzung zu überlassen. Die gesamte Ausbildung von Panzereinheiten bis zur Zugstärke darf nur auf diesen Flächen durchgeführt werden.“
Bereits nach der bedingungslosen Kapitulation hatte die Besatzungsmacht Großbritannien den ehemaligen Militärflugplatz Reinsehlen besetzt und diesen Platz mit „Nissenhütten“ (leichte Wohnungsanlagen mit halbrundem Wellblechdach) zum Ausgangsplatz der Panzerübungen in den anschließenden Heideflächen gewählt. 1951/52 fuhren schwere Panzer unmittelbar vor dem Hause des Kunstmalers Allda-Eugen de Bruycker (Höpenberg), der sich bei mir über die Belästigungen und Zerstörungen beschwerte. Rechtlich jedoch gehörte diese Fläche damals noch zum Übungsgebiet. Eine Korrektur im Höpengebiet erfolgte erst nach der Neuanlegung der Landesstraße 171. Das Gebiet westlich der Eisenbahnlinie blieb künftig von Panzerübungen unberührt.
Bestrebungen der Stadt, des Landkreises und der Politiker auf Verkleinerung der „Roten Fläche“ zur Entlastung der Schneverdinger Bürger schlugen alle fehl. Lärm- und Staubbelästigungen müssen hingenommen werden, wobei die übenden Truppen auf Sonntagsruhe oder Heideurlauber keine Rücksicht nehmen. Ruhetage konnten die deutschen Behörden mit den britischen Dienststellen leider nicht vereinbaren.
Die britische Premierministerin Margaret Thatcher erklärte bei ihrem Besuch der britischen Truppeneinheiten im Rahmen der deutsch-britischen Konsultationen in Fallingbostel am 17. September 1986 (Zitat der Zeitung): „Wochenend- und Sommerpausen in den roten Flächen zwischen Soltau und Lüneburg widersprechen dem Stationierungsauftrag der Rheinarmee. Die britischen Truppen in der Bundesrepublik müssen 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein und das sowohl am Wochenende als auch im Sommer.“ Sie erteilte damit den Bemühungen der deutschen Seite auf Entlastung der Bevölkerung im Übungsraum Soltau-Lüneburg eine klare, unmißverständliche Absage.
Nach 40 Jahren des Kriegsendes für die Menschen in unserer Heideregion eine harte Entscheidung der britischen Premierministerin! Deutsche Politiker und ihre Dienststellen bis hin zum Bundesverteidigungsminister bleiben bemüht, durch Verhandlungen mit der britischen Seite dennoch Erleichterung für die Bevölkerung zu erzielen. Neuerdings hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die aufbreiter Basis gegen die militärischen Belastungen opponiert.
Die auf Seite 280 abgebildete Karte zeigt das Übungsgebiet „Rote Fläche“, östlich von Schneverdingen. Zentraler Ausgangspunkt für die Übungen ist das Trainingscamp Reinsehlen, vom Höpenberg gut einsehbar. Die Größe der „Roten Fläche“ im Gemeindegebiet Schneverdingen beträgt 27,70 km2.
Auszug aus dem Buch „40 Jahre Schneverdingen 1946-1986. Fakten, Daten, Bilder. Eine Dokumentation“ von Walter Peters, herausgegeben 1987 von der Stadt Schneverdingen und mit freundlicher Erlaubnis der Stadt Schneverdingen vom 30.11.2016 hier veröffentlicht.
Siehe auch:
- Bürgerinitiative zur Verringerun der militärischen Belastungen in der Heide
- Verlegung der L 171
- Camp Reinsehlen
- Verladebahnhof Barrl
- Video mit Verhaltenstipps für die britischen Soldaten