Ringwallanlage bei Niederhaverbeck – die Schwedenschanze

Mitten im Nichts, westlich am Zusammenfluß der Haverbeeke mit der Wümme, liegt eine merkwürdige Anlage: es sind zwei Ringe und Wälle um eine knapp 50 Meter große Fläche in der Mitte. Bezugnehmend auf den 30-jährigen Krieg wurde es irgendwann „Schwedenschanze“ von den Leuten aus Niederhaverbeck genannt. Es ist jedoch eine viel ältere Anlage!

Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022

Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 3
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 3
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 2
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 2
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 1
Ringwallanlage bei Niederhaverbeck im Oktober 2022 1
Ein "Eeken-Bolten-Tuun" (Eichen-Knüppel-Zaun) schützt den doppelten Ringwall aus dem 9. und 13. Jahrhundert. Foto M.Mattig-2015-CC-BY-SA-3.0
Ein „Eeken-Bolten-Tuun“ (Eichen-Knüppel-Zaun) schützt den doppelten Ringwall aus dem 9. und 13. Jahrhundert. Foto M.Mattig-2015-CC-BY-SA-3.0


Hermann von Bothmer untersuchte die Anlage und ordnete sie in die damaligen Verhältnisse ein. Er publizierte 1966 den Artikel: „Die Ringgrabenanlage von Niederhaverbeck im Lichte historischer Zusammenhänge“ in „Die Kunde“ 17/1966. Er bezog sich dabei auf W. D. Asmus, der zuvor eine Grabung durchgeführt hatte (111). Erwähnt wird hier eine Heerstraße, die von West-Ost an Niederhaverbeck vorbeiführte. Hier geht es zum historisch sehr detaillierten PDF des Beitrags.

Wümmequelle nach v. Bothmer
Wümmequelle im Mittelalter nach v. Bothmer

Direkt an der Anlage steht heute (2022) noch ein Schild, welches von einer Zollstelle bzw. Grenzstation berichtet. Das liegt eigentlich auch nahe: die Wümme war immer schon eine Grenze. Zur fränkischen Zeit, im Mittelalter und auch danach, bis hin zur Preußen-Zeit. Mehr dazu im Historischen Artikel.

von Bothmer vergleicht die Anlage jedoch mit einer Anderen in Gristede im Ammerland, wo diese Anlagen als Bergfried bezeichnet wurden (122). Es handelt sich demnach also um einen (Getreide-)Speicher, der durchziehenden Truppen Verpflegung bot und eben keine Grenzbefestigung war. Die Bauern der Umgebung waren im Rahmen der Abgabenzahlung verpflichtet, einen festgelegten Teil ihrer Ernte an die Obrigkeit abzuliefern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Abgaben im Ringwall gesammelt wurden bzw. ein Teil der Abgaben dort gelagert wurde.

„Verschiedene Spuren der Geschichte aus dem Mittelalter lassen sich nicht ohne weite-
res deuten. Zu ihnen gehört die auffällige dreifache Ringwallanlage mit Brunnen west-
lich von Niederhaverbeck, über deren Zweck sich die Archäologen bis heute nicht si-
cher sind (BOTHMER 1966).“ www.verein-naturschutzpark.de/wp-content/uploads/vnp-schriften-004-naturschutzgebiet-natur-und-kulturerbe-teil1.pdf VNP Schriften Band 4, Seite 161.

Im Denkmalatlas Niedersachsen ist diese Anlage als „Befestigter Speicher“ unter der Objekt-ID 34825253 verzeichnet: https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/metadata/34825253/1/-/ Folgende Beschreibung wird hier benutzt:

„Bei dem Denkmal handelt es sich um eine spätmittelalterliche burgartige Anlage. Die Innenfläche ist plan, an der Außenseite befinden sich drei niedrige Wälle mit tiefen Gräben dazwischen. Die Böschungen sind ziemlich steil und rezent aussehend. Der äußere Wall schwenkt an der Nordostecke rechtwinklig aus. An der Nordwestecke befindet sich eine Erweiterung um einige Meter mit abgerundeten Wallkanten. Der Eingang befindet sich an der Ostseite. Der Durchmesser, innen von Graben zu Graben beträgt ca. 22 m. An der Ostseite, direkt außerhalb der Anlage befindet sich ein eingestürzter, tiefer Brunnen. Die oben beschriebene Anlage wird von einem weiteren Wall in größerem Abstand nahezu umschlossen. Dieser Wall hat eine Höhe von bis zu 0,4 m und eine Breite von ca. 2 m. Er wird von einem kleinen äußeren Graben von ca. 2 m Breite und 0,3 m Tiefe begleitet. Der Wall schließt im Nordwesten unmittelbar an die innere Anlage an und läuft zunächst etwa 100 m Richtung Süden ( auf diesem Abschnitt z.T. durch den modernen Weg ge- bzw. zerstört). Von der Südwestecke der inneren Anlage läuft der Wall etwa 150 m nach Osten, knickt dort nach Norden um und läuft etwa 100 m in nördlicher Richtung. Dort läuft ein Schenkel des Walles nach Westen auf die innere Anlage zu, ist aber nur noch auf ca. 50 m Länge erhalten. Ein weiterer Schenkel läuft noch etwa 25 m in Richtung Osten.“