Haverbeck

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Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Haverbeck erfolgte 1193, als es als Teil des Kirchspieles Bispingen an den Bischof von Verden verkauft wurde. In Niederhaverbeck und Oberhaverbeck sind Strukturen vorindustrieller Heidedörfer erhalten geblieben, in denen sich noch Speicher und alte Gehöfte finden. Es sind lockere Haufendörfer, die ohne scharfe Grenze in die umliegende Landschaft übergehen. Die einzelnen von Bäumen umgebenen Höfe liegen verstreut ohne sichtbare Ordnung verteilt. Es existieren einige Gasthäuser, die meistens aus ehemaligen Vollhöfen hervorgegangen sind. In Niederhaverbeck unterhält der Verein Naturschutzpark als Betriebsstelle einen Gebäudekomplex mit Schafstall, von dem aus die umgebende Heidelandschaft unterhalten und gepflegt wird. (Quelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Haverbeck_(Bispingen).) 

Ansichtskarte Wacholder am Weg bei Niederhaverbeck undatiert
Ansichtskarte Wacholder am Weg bei Niederhaverbeck undatiert
Ansichtskarte mit Pensionen in Ober- und Niederhaverbeck 1970
Ansichtskarte mit Pensionen in Ober- und Niederhaverbeck 1970

Der aufgestaute Teich der Haverbeeke in Niederhaverbeck ist ein gutes Beispiel zwischen den Spannungsfeldern Landwirtschaft, Tourismus, Fischerei, Naturschutz und Brandschutz. Einigen wir uns als Archivare auf eine schöne Ansicht auf Luftbildern:

Ansichtskarte Gasthof Haverbeckhof Luftaufnahme Eicke-Verlag Nr 67321 undatiert
Ansichtskarte Gasthof Haverbeckhof Luftaufnahme Eicke-Verlag Nr 67321 undatiert

Nieder- und Oberhaverbeck auf alten Karten (mit Flurnamen

Ausschnitt Nieder- und Oberhaverbeck aus der Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, Blatt HL076
Ausschnitt Nieder- und Oberhaverbeck aus der Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, Blatt HL076

23.08.1257: Die Grafen Heinrich und Konrad von Roden resignieren dem Bischof Gerhard von Verden den Zehnten in Haverbeck zugunsten des Klosters Scharnebeck. (Quelle: Nds. Staatsarchiv NLA HA RETRO Celle Or. 100 Scharnebeck Nr. 19 http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5825433 )

11.04.1258: Bischof Gerhard von Verden überträgt dem Kloster Scharnebeck den Zehnten in Haverbeck, den es von Richard Vulpe gekauft hat:  Gerhardus dei gratia Verdensis episcopus omnibus hanc litteram inspecturis salutem in domino. Quoniam ea que geruntur in tempore simul labuntur cum tempore, merito discretio est adhibenda et cautela, ut quod memoria dignum agitur, occurrat notitie futurorum. Notum igitur esse cupimus et presentibus protestamur, quod nos de consensu capituli nostri proprietatem decime in Haverenbeke, quam abbas et conventus fratrum monasterii de Rivo sancte Marie emerunt a domino Richardo milite dicto Vulpe, qui eam resignavit comiti Ludolfo de Wunstorpe a quo ipse eam habuerat in pheodo, et quam idem comes qui ipsam a nobis tenuerat iure pheodali in manus nostras libere resignavit, ob devotionem et affectum quem ad nos noscuntur habere dicti abbas et conventus ad sustentationem eorum cum omni iure tam in minori quam maiori decima ipsis absolute contulimus perpetuo possidendam. In cuius facti evidentiam et memoriam presens scriptum super hoc confectum tam capituli nostri quam etiam nostro sigillis fecimus communiri. Datum Verde, III. ydus aprilis, anno domini MCCLVIII, pontificatus nostri anno septimo.

(Quelle: Nds. Staatsarchiv NLA HA RETRO Celle Or. 100 Scharnebeck Nr. 20 http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5824972 )


Haverbeck und Ehrhorn wurden bereits im Winsener Schatzregister um 1450 (zusammengestellt 1891) erwähnt. Es zeigt die Einnahmen aus der Aufbringung des Landschaftes (einer Art Grundsteuer), die seit dem 13. Jahrhundert (6.1.1293) erhoben wird. Zugehörig zur Vogtei Amelinghusen uppe der Teche waren (alles in alter Schreibweise):

Haverenbeke:

  • Gherbert mit 1 pl.,
  • Ghereke mit 1 pl., zu episcopo Verdensi (= zahlt an das Bistum Verden)
  • Brunckhorst mit 1 pl., zu episcopo Verdensi (= zahlt an das Bistum Verden) 

Ein sächsischer Pflug umfasste 2 Hufen und entsprach damit etwa 60 Morgen Land. Hier wurden 2 Mark erhoben.

Erhorn:

  • Titeke Rikemans mit einer koth. / Cote (zu 8 Schilling)
  • Heyneke mit einer koth. / Cote (zu 8 Schilling)
  • Koneke Rikemans zu 24 Schilling.

Die Namensendung auf -eke weißt auf eine altsächsische Verkleinerungsform hin. Zu dieser mittelalterlichen Zeit begann die Verwendung von Vor- und Nachnamen, was hier schon in Ehrhorn erkennbar ist. 



Haverbeck kommt wahrscheinlich aus dem Niederdeutschen und bedeutet soviel wie „über den Bach“. (Lütkepohl / Tönnießen 1999, S. 135). Heute ist es ein Ortsteil der Gemeinde Bispingen in der Lüneburger Heide. Er besteht aus den Heidedörfern Niederhaverbeck und Oberhaverbeck. Der Ortsteil liegt inmitten weitläufiger Heidelandschaften und ist stark touristisch geprägt. Die beiden Ortschaften erreicht man von Wintermoor und Ehrhorn kommend über die Behringer Straße.


Die beiden Dörfer gehörten vor der Gemeindegebietsreform im Jahr 1974 zur Gemeinde Ehrhorn und wurden danach der Gemeinde Behringen zugeordnet. Schon kurz darauf wurde jedoch auch die Gemeinde Behringen neu aufgestellt und kam zu Bispingen.

Hans-Pforte-Haus in Niederhaverbeck
Hans-Pforte-Haus in Niederhaverbeck

In Haverbeck leben 80 Einwohner (Stand 30. Juni 2012). Der Ort hat eine Gemarkungsfläche von rund 18 km² und liegt an der Landesstraße 211 zwischen Behringen und Wintermoor. Niederhaverbeck wird vom Bach Haverbeeke durchflossen, der namensgebend für den Ort Haverbeck war und hier zu einem Löschwasser- / Fischteich angestaut ist.

Ansichtskarte Niederhaverbeck, Foto A. Menke, Verlag Rud. Reher
Ansichtskarte Niederhaverbeck, Foto A. Menke, Verlag Rud. Reher

Interessant mag auch die Geschichte der Elektrifizierung von Niederhaverbeck sein, die erst 1954 erfolgte und dadurch Anlaß für Berichterstattung gab.

In Niederhaverbeck gab es eine Dorfschule. Sie war nicht nur für die Kinder aus Nieder- und Oberhaverbeck wichtig, sondern auch für den Nachwuchs der in der Hamburgischen Krankenhaus (später ENDO-Klinik) beschäftigten Menschen.

Rudolf Monreal betrieb zwischen 1933 – 1953 (Zeitangabe ungenau) eine Mineralwasserherstellung in Niederhaverbeck, Heidetal. Das läßt zumindest ein Aktentitel im Nds. Staatsarchiv vermuten: NLA HA Hann. 180 Lüneburg Acc. 3/080 Nr. 266/5 http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1690907 

Ansichtskarte Gasthaus Heidetal Inh Rudolf Monreal Niederhaverbeck vor 1954 - Verlag Reher Nr 22
Ansichtskarte Gasthaus Heidetal Inh Rudolf Monreal Niederhaverbeck vor 1954 – Verlag Reher Nr 22

Aus historischer Zeit stammt der Ringwall-Speicher, auch Schwedenschanze genannt.

Linkerhand am Weg von Niederhaverbeck nach Wilsede findet man Kuhlen am Wegesrand, die in die Böschung gehen. Hier wurde tonhaltige Erde abgebaut, die entweder für Lehmziegel oder die Bodendüngung („Mergeln“ -> Heidebauernwirtschaft) gebraucht wurde.

 

Es gibt zwei Großraumparkplätze für Touristen und Wanderfreunde, jeweils mit Anschluss an Kutschfahrten. In Niederhaverbeck ist der Parkplatz nördlich der Straße von Wintermoor kommend und sehr ruhig. In Oberhaverbeck ist der Parkplatz südlich der Straße gelegen und ermöglicht den Handel mit typischen Produkten der Region. Beide Parkplätze sind kostenpflichtig (gering), aber frei für Mitglieder des VNP.

Ansichtskarte Parkplatz Oberhaverbeck mit Verkauf Heidschnuckenfelle Wahlers - Verlag Stülten undatiert
Ansichtskarte Parkplatz Oberhaverbeck mit Verkauf Heidschnuckenfelle Wahlers – Verlag Stülten undatiert

Diese Höfe sind erwähnenswert:

Heidekrug Wilh. Menke in Niederhaverbeck - Ansichtskarte von Rud. Reher Verlag um 1954
Heidekrug Wilh. Menke in Niederhaverbeck – Ansichtskarte von Rud. Reher Verlag um 1954

Niederhaverbeck:

Oberhaverbeck:

Haverbeck – Gasthof Gustav Amtsfeld undatiert vor 1918



Herrschaftliche Holzungen

VNP-Schriften 4 –Niederhaverbeck 2013 (Seite 144f):
„Als der Niedergang der Wälder deutlich wurde, reservierten sich die Landesherren größere oder kleinere Waldstücke als herrschaftliche, später königliche Holzungen. Der größte dieser durch Grenzgräben von der Gemeinheit getrennten Wälder in unserem Gebiet waren die Hanstedter Berge. Zu den „Haverbecker und Undeloher Hölzern“ zählten das Oberhaverbecker, das Heimbucher und das Meninger Holz, Hainköpen sowie weitere kleinere Waldstücke.

Über den Zustand dieser Wälder wissen wir recht gut Bescheid, da die große Holznot im 17. und 18. Jahrhundert der landesherrlichen Verwaltung Anlass gab, die Holzungen zu inspizieren, zu beschreiben und Verbesserungsvorschläge zu machen (TEMPEL 2001). Diese Wälder waren zwar im landesherrlichen Besitz, aber die Einwohner der umliegenden Höfe und Dörfer, die ja über nennenswerten Wald nicht mehr verfügten, waren zu den verschiedensten Nutzungen darin berechtigt. Die größte Rolle spielte dabei die Waldweide mit Rindvieh und Heidschnucken.“

 


Das Bild vom Naturinformationshaus in Niederhaverbeck: By flamenc (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons.