Grundwasser
Diese eiszeitliche Landschaftsformung hat im Untergrund Folgen für die Grundwasserbildung. Unbepflanzte Sandböden speichern Grundwasser schlecht, so dass es nach „unten durchläuft“. Vor der Aufforstung war unsere Gegend also sehr grundwasserreich. Aber auch heute noch befindet sich hier genügend Wasser, dass auch für die Hansestadt Hamburg Wasser gefördert werden kann, ohne dass es nennenswerte Auswirkungen auf unsere Region hat.
Dieter Ortlam schreibt: „Die hydrogeologische Erkundung des Gebietes zwischen Elbe im Norden und Weser-Aller im Süden erbrachte anschließend den Nachweis der größten zusammenhängenden Grundwasserspeicherstätte Europas mit einem Gesamt-Grundwasservorrat von insgesamt 125 Mrd. m³ (2500km² Fläche x 200m Aquifer-Mächtigkeit x 0,25 Porenvolumen). Diese jungfräuliche Grundwasser-Ressourcen liegen in den miozänen und quartären Grundwasserleitern der Tertiären Platte bzw. der tiefen Rinnensysteme vor, wobei letztere als natürliche, lange Drainstränge für die optimale Drainage der mächtigen feinsandig-schluffigen Abschnitte des Miozäns im natürlichen Zustand und – noch besser – bei einer aktiven Grundwasserentnahme (z. B. Brunnenbau) fungieren (Abb. 6, 8 und 11), wie dies bei der Installation des Wasserwerkes „Nordheide“ der Hamburger Wasserwerke unter Nutzung der Wintermoorer und der Hanstedter Rinne in den 70er Jahren erfolgreich durchgeführt…“ ORTLAM 2004 https://dr-ortlam.de/Gorleben-Vortrag%20Dannenberg%2004-10.htm
Hamburg Wasser (ehemals Hamburger Wasserwerke GmbH) hat die Auswirkungen der Grundwasserforderung in der Nordheide vorab genau untersucht und weiterhin in Beobachtung. Es gibt auch besorgte Stimmen zur Grundwasserförderung, bei uns insbesondere zum gelegentlichen Austrocknen des Grassahls (östlich vom Wehlener Weg) oder zum Oberlauf der Este. Es gibt für dieses oberflächliche Trockenfallen allerdings viele andere Erklärungen:
- Aufforstungen mit Nadelbäumen, die eine Grundwasserneubildung stark hemmen
- Insgesamt niedrigere Niederschlagsmengen seit etwa 1800
- natürlich vorhandene Bachschwinden
- künstlich geschaffene Bachschwinden ab ca. 1900, als die Bachläufe begradigt und vertieft wurden (z.B. Este und Wümme)
- Grundwasserentnahme von oberen Grundwasserschichten für Beregnung in der Landwirtschaft
Jörg Grossmann beschreibt es 2004 in seinem Beitrag „Historische Entwicklung der Landschaft und des Wasserhaushalts“, erschienen in: Fachliche Berichte 2/04, Hamburger Wasserwerke, Hamburg 2004 (s. 94ff). Hier befindet sich der Beitrag als PDF-Datei. (Kapitel 9, zur Verfügung gestellt am 11.4.2024).
Geologie
Dr. Christian Ohlendorf beschreibt das geologische Bild unserer Region (Quelle verlegt).
So liegen etwa 5500 Meter unter der Erdoberfläche Ablagerungen aus dem „Rotliegenden“ aus der Zeit vor 280 Millionen Jahren: damals gab es noch den Urkontinent Pangea. Als Pangea zerbrach und unser heutiges Zuhause nach Norden driftete, wurde der norddeutsche Raum immer wieder vom Meer überflutet. So entstand bei uns der Zechstein (Salzablagerungen) vor etwa 250 Millionen Jahren. Das Salz begann aufgrund seiner geringeren Dichte aufzusteigen und bildete so Salzstöcke (Otter-Todtshorn, Sprötze und Lüneburg).
Vor etwa zwei Millionen Jahren fing das Eiszeitalter an. Die geologische Periode des Quartärs wird aufgeteilt in Pleistozän (Eiszeit) und Holozän (Warmzeit). Die Gletscher schoben sich während der drei Eiszeiten bis in unsere Gegend und überdeckten unsere Dörfer mit einer mehreren hundert Metern hohen Eisschicht. Also zumindest die Elster- und die Saaleeiszeit, während die Weichseleiszeit unseren Raum schon nicht mehr erreichte.
Als die Gletscher der Elster-Eiszeit schmolzen, grub das Schmelzwasser tiefe Rinnen in die Landschaft. So entstand die „Wintermoorer Rinne“ mit 1-2 Kilometer Breite und einer maximalen Tiefe von 292 Meter unter NN (in der Nähe von Cordshagen). Unter dem Eis bildete sich eine Grundmoräne, die aus kalkhaltigen Geschiebemergel besteht. Dieser Mergel wurde zum Düngen abgebaut.
Die Vegetation wechselte zwischen den Eiszeiten. Als das Drenthe-Eis der Elster-Eiszeit in der Eem-Warmzeit schmolz, entwickelten sich vor etwa 130000 bis 115000 Jahren ein Eichenmischwald in unserer Gegend.
Die Saale-Eiszeit folgte auf die Eem-Warmzeit vor etwa 115000 Jahren. Die Gletscher reichten dieses Mal aber nur bis nördlich der Elbe. Unsere Region war Tundra: vegetationsarmes Gebiet mit mehreren Meter tief gefrorenen Dauerfrostboden. Damals entstand der kalkfreie, wenig fruchtbare Geschiebedecksand, der für die Geest typisch ist. Humus und feinere Bodenmaterialen wurden nämlich vom Wind weggeblasen.
Gegen Ende der Weichseleiszeit, 20000 bis 18000 Jahre vor heute, war es am Kältesten. Es gibt aber Hinweise, dass damals die ersten Menschen unser Gebiet betraten: Rentierjäger der „Hamburger Kultur“ (etwa 5 Familien im Raum zwischen Haburg und Hannover) und anschließend die Steinzeit. Mehr zur urzeitlichen Besiedlung kann man im Beitrag „Von der Steinzeit in die Eisenzeit“ lesen.
Vor 15000 Jahren begann es wärmer zu werden und das Eis schmolz zurück. Die anschließende Warmzeit des Holozäns dauert bis heute an. Das abfließende Schmelzwasser transportierte enorme Mengen Sand in die Niederungen (teilweise 40 Meter mächtig) und sind typisch für die Böden unserer Heimat. Eichenmischwald war bis vor 3500 Jahren die vorherrschende Vegetation vor Ort.
Zur Erdgeschichte Ehrhorns mit vielen Details findet man hier etwas.
Herr Rose beim Heimatverein Tostedt hat zur Forschung von Peter Pries geschrieben. In seinem Buch „Unterwegs in der Natur“ von Klaus Rose geht es um Peter Pries‘ Aufsätze zu Geologie, Natur- und Heimatkunde sowie archäologische Themen. Es ist zum Preis von 15 Euro in der Buchecke Tostedt, Unter den Linden 16, sowie in den Fachgeschäften Friesecke, Unter den Linden 16 und Bahnhofstraße 22, erhältlich. ISBN 978-3-86707-848-1.
Vegetation
Dr. Klaus Hamann legt die Bedeutung des Menschen bei der Entwicklung der Vegetation im Folgebeitrag dar. (Die Quelle ist leider verloren gegangen.)
Nach dem Abschmelzen der Gletscher bildeten sich auf den mageren Quarzböden offene Stieleichen-Birkenwälder. In feuchteren Gebieten auch Eichen-Birkenwälder und Birkenbrüche. Buchen und Traubeneichen entstanden auf den fruchtbareren Standorten. Kiefern gab es anfangs wahrscheinlich nur vereinzelt auf Flugsandfeldern. Zwischen 15000 und 12000 v.Chr. domierten Birken, ab dem Prä-Boreal 6695 v.Chr. stieg der Kiefernanteil.
Die Menschen der Jungsteinzeit (4500 bis 4000 v.Chr.) beeinflußten die Eichen-Mischwälder bereits mit den ersten Formen von Waldackerbau und Viehzucht. Ab ca. 3000 v.Chr. gab es Brandrodungen im großen Stil zur Gewinnung von Ackerland. In den folgenden Jahrhunderten breitete sich zunehmend die Heide aus. Sie war bereits 1500 v.Chr. ein wesentlicher Bestandteil der Vegetation.
Die Landwirtschaft kannte anfangs nur die „Einfelderwirtschaft“: War der Boden nicht mehr nutzbar, so wich man durch Brandrodung auf neue Flächen aus. Die aufgegebenen Äcker wurden noch eine Zeitlang als Weide benutzt, es bildeten sich dort dann Birken- und Espenwälder als sog. Sekundärwald.
Nach der Eisenzeit kam es zur Streunutzung: Material aus dem Wald wurde als Stalleinstreu und anschließend als Ackerdünger benutzt. Die Waldböden degenerierten in Folge, weil die Mineralstoffe (Humusschicht) fehlte. Es kam zu Nährstoffauswaschungen, was die Besenheide sehr begünstigte. Eine natürliche Wiederbewaldung konnte so nur an wenigen Stellen stattfinden. Die Heidebauernwirtschaft entstand.
Die Wollpreise stiegen seit dem 14. Jahrhundert stark an, weshalb die Schafhaltung in Norddeutschland zunahm. Die anspruchslosen Heidschnucken waren optimal auf die Heideböden angepasst. Sie ernährten sich aber auch von jungen Baumtrieben, weshalb Bäume nicht nachwuchsen.
Man kann davon ausgehen, dass in den ersten Jahrhunderten n.Chr. noch ausgedehnte, natürliche Wälder existierten.
Der Holzbedarf stieg bis zum Mittelalter an: man verwendete es nicht nur für den Hausbau (Eichen), sondern auch als Brennstoff für Töpferei und Eisengewinnung.
Der Wald wurde im Mittelalter hauptsächlich nicht für Holz genutzt, sondern durch die Nebennutzung als Waldweide, Plaggen und Schweinemast. Die Waldzerstörung durch Ziegen wurde früh erkannt, so dass bereits 1557 der Eintrieb von Ziegen in die Wälder verboten wurde.
Die natürliche Vegetation zwischen Buchholz und Schneverdingen war also ein durch Moore unterbrochener, trockener Eichen-Birken-Wald.
Ein Link zur Geologie muss auch zur Frage der fossilen Erdgasvorräte in Barrl führen.