Neben der Wümme durchfließt noch ein zweiter Bach unser Dorf Wintermoor: die Este im Bereich der ehem. Gemeinde Ehrhorn. Der Name Este ist bereits 1388 überliefert, vorher gab es die Namensform Eschete und Escheda (1197). Das Buch über die Este nennt noch andere Namensformen.
Die Quelle der 62,3 km langen Este liegt heute am Ortskern Ehrhorn. Sie fließt seit 1941/42 direkt südlich an der ehem. ENDO-Klinik vorbei (vorher ging sie hier quer über das Gelände, wo es trotz Sandaufschüttung trotzdem zu feucht war, um viele Keller [zumindest einer ist bekannt, s. Ansichtskarten zur Endo] zu bauen) und schwenkt dann nach Norden. Dort befand sich die Abwasseranlage des Krankenhauses mit den Sammelbecken / Klärteichen. Vor dem Wehlener Weg liegt im Flusslauf noch ein niedermooriges Feuchtgebiet, der Grassahl. Die Este quert dann die B3 unter der Brücke und läuft nördlich von Kamperheide am Wittenmoor entlang, bevor sie wieder unter der B3 zurückschwenkt und weiter nach Cordshagen und Welle fließt. Bzw. hier halt die meiste Zeit trocken ist, weil das Wasser in den Sandschichten unter dem Bachgrund fließt. Interessanterweise verläuft die Este teilweise sehr genau auf einer eiszeitlichen Bodenformation, der „Wintermoorer Rinne„, später aber nicht mehr in der „Schierhorner Nebenrinne“.
Alte Quelle
Die kurhannoverische Karte vom Ende des 18. Jahrhunderts (1770ff) zeigt, dass die Este von Ehrhorn früher in die Wümme entwässerte. Seit der Begradigung und Umlegung durch den Reichsarbeitsdienst (eher Freiwilliger Arbeitsdienst FAD) entwässert sie dann zur Elbe. (Wajemann:2021, Seite 196 in Rotenburger Schriften Heft 101)
Andere Quellen nennen sogar eine frühere Vertiefung und Begradigung für die Este und Wümme, nämlich um 1900 anläßlich des Baus der Heidebahn. (Steinborn:2012, Seite 54) Der Bahndamm hätte nämlich eine Stauwirkung gehabt und Brückenbauten waren teuer. Zur gleichen Zeit fing man an, Bachläufe zu begradigen und zu vertiefen – dabei wurden teilweise die wasserundurchlässigen Schichten der Bachsohle durchtrennt, so dass das Wasser in der Sandschicht „unter“ der heutigen Bachsohle fließt („Bachschwinde“, Ponor).
Ursprünglich entsprang die Este am „Este Saal“ nördlich des Wehlener Weges, an der Wiese.
Eine Nebenquelle der Este liegt direkt an der heutigen B3, ein Stückchen nördlich des Heidehofs. Albert Bleeken sprach immer davon, dass die „kleine Este“ bei ihm auf dem Grund entspringt.
1906 gab es die Este zwischen Ehrhorn und Wehlener Weg nicht auf der offiziellen Karte. Aktuelle OSM-Daten (s. Karte unten) passen dazu.
Trockenheit
Die Este ist in den letzten Jahren oft trocken. Auch das Feuchtgebiet Grassahl östlich vom Wehlener Weg führt im Sommer wenig Wasser. Die Ursachenforschung scheint auf dem ersten Blick eindeutig, denn die Hamburger Wasserwerke HWW fördern hier (genaugenommen weiter nördlich, kurz vor Welle) Grundwasser für den Verbrauch in Hamburg. Das Wasserwerk Nordheide hat das erste Wasserrecht 1974 erhalten. Die Fassungen Ost und West sind 1982 in Betrieb gegangen.
Das Hamburger Abendblatt berichtet am 18.6.2007 mit dem Artikel „Ökologe warnt: Wasserförderung zerstört die Este“ aktivistisch darüber. Hier geht es zum PDF-Screenshot, hier ist der Link: https://www.abendblatt.de/hamburg/article107247331/Oekologe-warnt-Wasserfoerderung-zerstoert-die-Este.html
Die Stadt Schneverdingen hatte 2009 offiziell festgestellt, dass der Quellbereich der Este seit Beginn der Wasserentnahme auf 800 m trockengefallen ist.
Trockene Bachbetten kennt man auch von der Wümme, insbesondere zwischen Zusammenfluß mit der Haverbeeke bis kurz vor den Winterwiesen, also nördlich zwischen Voßbarg und Zollkrug.
Die Ursachen dafür liegen in der Geologie bzw. Hydrogeologie. Wen es interessiert, der kann zum Thema Grundwasser und Geologie HIER weiterlesen. Und den anderen kann der Archivar sagen, dass die Schuld für trockene Bachbetten nicht bei den Hamburger Wasserwerken zu suchen ist.
Im Landesarchiv Niedersachsen liegen Unterlagen über den Bau der Estebrücke an der Großen Chaussee, der heutigen B3.
Das von Dammanns 2012 herausgegebene Buch enthält einen hervorragenden Artikel zur Este-Quelle von Wolfgang Steinborn.
Quelle Kurhannoversche Landesaufnahme, Blatt Lauenbrück HL029: Auszug aus den Geodaten des Landesamtes für Geoinformation und
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