Hans Michael stammte ursprünglich aus Hamburg, wo er in einer englischen Reederei gelernt hatte. Er betreute dort die Seeleute auf Landgang und sorgte dafür, dass sie eine schöne Zeit hatten. Er lernte dabei viele Menschen kennen. Seine erworbenen Englischkenntnisse konnte er im Camp Reinsehlen gut einsetzen.
Herr Michael entschied sich aus Zuneigung zu Tieren für den Militärdienst bei der Kavallerie und diente in Lüneburg. Tierliebe ist ein schöner Charakterzug von Herrn Michael, was man auch an seinen Umgang mit seinen (Dienst-)Hunden merken konnte.
Zusammen mit seiner zweiten Frau, die als Apothekerin im Krankenhaus arbeitete, baute er um 1950 ein Haus in der Waldsiedlung. Zuvor wohnten die beiden weiter nördlich an der Bundesstraße. Sie haben drei Kinder.
Herr Michael erhielt anfangs bloß monatlich 10 Liter Kraftstoff für sein Dienstmotorrad zugeteilt. Netterweise konnte er darüber hinaus den Tank gelegentlich beim Autohaus Tödter in Welle vollmachen. Dort war er häufiger, denn bei Verkehrsunfällen kam Tödters Abschleppwagen immer besonders schnell und brachte Unfallwagen in die Werkstatt. Zum Ende der Polizeistationzeit in Wintermoor fuhr Herr Michael einen Lloyd, von dem sich dann sein Spitzname ableitete.
Auch privat kam er öfter nach Welle und spielte dort Fussball in der 1. Herrenmannschaft.
Den oben in der Chronik erwähnten Käfer hat er für die Polizeistation doch nicht erhalten, jedoch war er mit seinem privaten Lloyd später sehr mobil. Das Bild unten zeigt ihn mit Kollegen bei einer Rally der International Police Association IPA. Den internationalen Austausch lebte er nicht nur unter Polizeikollegen, sondern auch mit den in Reinsehlen stationierten Briten. Es entstanden dort echte Freundschaften, die jahrelang über Landesgrenzen hielten.
Die Wilderei hat in unserem Dorf nachgelassen, was wohl an der besseren Versorgungssituation in den Anfangsjahren der Bundesrepublik lag. Seine Leidenschaft für die Jagd ließ ihn jedoch in diesem Bereich stets wachsam sein.
Hans Michael betrieb nach seiner krankheitsbedingten Pensionierung 1967 eine Agentur der Vereinigten Versicherung in Wintermoor. Seine Kontakte ins In- und Ausland hielt er weiter aufrecht.
Heute lebt Herr Michael im Schneverdinger Tannenhof. Hier konnte ich mit ihm zu Wintermoor und seine Dienstzeit sprechen und verdanke ihm auch den Einblick in alte Bilder aus seinen Fotoalben. Herzlichen Dank!
Siehe auch:
- Autoeinbruch
- Gangster im Forsthaus
- Postraub
- Kriminalfälle in Wintermoor
Polizeischutz war auch notwendig, wenn das Arbeitslosengeld ausgezahlt wurde. In Meyers Gasthaus wurde das gemacht und Dora Ahlborn stand gleich daneben, um die offenen Zettel begleichen zu können. Nach der Auszahlung ging es dann oft hoch her im Gasthaus.
Dem Dorfpolizisten wurden allerdings auch Streiche gespielt. So kam es vor, dass er nach einem Abend bei Dora, wo er für Ordnung sorgte, seinen Isetta nicht mehr fahren konnte: mehrere Unbekannte hatten das (leichte) Fahrzeug hochgehoben und mit der Fronttür direkt vor einen Baum gestellt.
Bevor Herr Michael Dienst in Wintermoor tat, war Fritz Rambau aus Kattowitz Polizist im Dorf. Er wohnte bei Ahlborns und an Meyers Gasthaus hing das Schild „Polizeistation“. Nach dem Krieg war dieser jedoch nicht mehr im Dienst.
Im März 1946 wurde die Polizeistation in Wintermoor mit dem Beamten Michael besetzt. Zum Dienstbezirk gehörten die Ortschaften Wintermoor an der Chaussee – Wintermoor-Geversdorf – Reinsehlen – das Flüchtlingslager sowie das Krankenhaus Reinsehlen – das Krankenhaus Wintermoor – Ehrhorn – Einem – Nieder- und Oberhaverbeck.
Später wurden die drei letztgenannten Ortschaften Behringen zugeteilt. Dafür fielen in die Zuständigkeit der Polizeistation Wintermoor die Ortschaften Wesseloh mit den Ortsteilen Eggersmühlen, Schiel und Horst und das britische Militärcamp Reinsehlen.
Die Beweglichkeit des Posteninhabers für diesen weiträumigen Bereich waren zunächst das Fahrrad, das Motorrad, die „Isetta“ und nach erfolgter besserer Ausrüstung der VW „Käfer“. Unterstützt in seiner Dienstausführung wurde der Beamte durch seinen Hund, „Armin vom Kampgarten“.
Die Polizeistation bestand bis zum Ende 1966, als alle Einmann-Stationen in Niedersachsen aufgelöst wurden. Die Aufgaben übernahm die Polizeiwache in Schneverdingen. 1967 wurde der Beamte pensioniert.
Dieser Beitrag stammt aus der Chronik „200 Jahre Colonie Wintermoor“ von 1994, Seite 32.