Otto Buhr, gebürtig aus Tieshope und gelernter Musiker, hatte die seine Empfindung für ein gutgehendes Unternehmen hier an der Straßenkreuzung in Wintermoor: Soltau-Harburg und Bispingen-Schneverdingen in nächster Nähe des Naturschutzparkes, doch ohne die einschränkenden Bedingungen für die Gasthäuser im Naturschutzgebiet selbst. So wurde 1905 die Gastwirtschaft mit Fremdenzimmer nach mühsamer Arbeit – denn das Land war ein einziges Sumpfloch und mußte mit Erde aufgefüllt werden – erbaut.
Im Laufe der Jahre bekam das Haus elektrisch Licht und konnte eine Kapazität von 45 Betten aufweisen.
Für die Großstadt und dem vornehmen Durchgangsverkehr wurde hier etwas geboten. Als Abschluß nach dem Besuch des unverfälschten Heidegebietes, als Abwechslung nach einer ermüdenden Autofahrt, unmittelbar vor Rückkehr in die Unruhe der Großstadt konnte man hier das Auto an der ESSO-Tankstelle auftanken oder selbst noch einmal genießen, was sonst nur die Großstadt zu bieten hat.
Bestimmt viele können sich noch an das nächtliche Bild der beiden Gasthäuser Buhr und Ebeling erinnern. Strahlende Lichterflut strömte über die blanke Asphaltstraße, rauschende Musik drang aus den Tanzsälen, Kabarett, Film und Unterhaltung wurden geboten. Nur die Schnuckenfelle, die in reicher Fülle zum Verkauf ausgelegt wurden, erinnerten noch daran, daß man im Herzen der Lüneburger Heide war.
Am 17. April 1945, morgens, mußte Familie Buhr durch die Kriegsumstände das Haus räumen (sie fanden ein paar Tage Unterschlupf im Wintermoorer Krankenhaus, danach waren sie einige Zeit bei Klara und Christoph Tödter). Bereits am nachmittag des gleichen Tages wurde das Hotel von einem Großfeuer, welches sich vom Hof Vorwerk bis hin zum Bahnhof ausweitete zerstört.
Eine Lagerhalle, die sich auf Buhr’s Grundstück befand, wurde zum Gasthof umgerüstet. Hinzu kam ein Kaffeegarten und dreimal die Woche Tanz am Abend im Freien. Das Haus erhielt auch gleich Toiletten mit Wasserspülung, für damalige Zeiten etwas Besonderes.
Um 1947 wurde dann das niedergebrannte Hotel neu errichtet, später bekam es dann noch ein weiteres Geschoß und ein anderes Dach.
Otto Buhr hatte seit den 30er Jahren die Poststelle II in Wintermoor. Bei der Postverteilung mußte er 25 km zurücklegen, am Anfang mit dem Fahrrad, später mit Moped oder Auto.
1960 wurde die Post an Rudolf Meyer abgegeben, der sie bis zum Ruhestand 1978 weiterführte. Danach erfolgte die Zustellung von Schneverdingen aus. In Wintermoor verblieb lediglich eine Annahmestelle, welche auch heute noch betrieben wird.
Durch die Autobahneröffnung im Herbst 1958 wurde der Verkehr auf der das Bundesstraße 3 rückläufig. Nach reiflichen Überlegungen pachtete Familie Buhr (und Oesterreich) dann die Raststätte in Brunautal sowie zwei weitere Raststätten an deutschen Autobahnen. Das Hotel wurde weitergeführt von Joachim Buhr (Bruder von Otto Buhr) bis zu dessen Ruhestand.
Der Verein Naturschutzpark pachtete 1971 Hotel für 15 Jahre von Otto Buhr.
Im Jahre 1990 verkaufte die Familie Buhr das Hotel an die Stadt Schneverdingen. Heute wird es als Unterkunft für Umsiedler (Weißrussen) genutzt.
Dieser Beitrag stammt aus der Chronik „200 Jahre Colonie Wintermoor“ von 1994; Seite 19-20.
Seit Dezember 1998, vorher stand das Haus eine Weile leer, ging es in den Privatbesitz von Familie S. über und wird seitdem als Mehrfamilienhaus für die eigene Familie genutzt.
Kleine Zusatz-Informationshappen:
Ab 1971 hieß das Hotel „Drei Birken„, weil es nicht mehr von Buhrs betrieben wurde, sondern vom VNP gepachtet war.
Am Ehrhorner Heuweg lagen zersprungene Porzellanteller mit der Beschriftung Drei Birken in der kleinen Müllgrube im Wald. Beschriftetes Porzellan gibt es auch auf dem Grundstück selber.
Hermann Löns
Im Stadtarchiv Celle gibt es eine von Hermann Löns an Pastor Wilhelm Bode gerichtete Postkarte vom 30. März 1911, die belegt, dass sich beide kannten. Marlies Schwanitz (Gemeinde-Archivarin und Vorsitzende des Heimatvereins Egestorf) wird in der Jungen Freiheit 20/10 vom 14. Mai 2010 zitiert: „Beide trafen sich mehrfach im Buhrs Hotel zu Wintermoor.“. Heidepastor Wilhelm Bode kehrte gelegentlich bei Buhr ein, so auch am Tag vor seinem Tod am 10.6.1927 (Brauns 1994: 177).
Eine weitere Quelle belegt die Anwesenheit Löns in Wintermoor und seine Bekanntschaft mit Gastwirt Buhr: „Es gilt als gesichert, dass sich Bode und Löns wenigstens einmal, wenn nicht gar mehrere Mal in Wintermoor in dem Gasthof von Otto Buhr getroffen haben. Der Gastronom führte dort in einem stattlichen Haus, direkt an der heutigen Bundesstraße 3 gelegen, einen weit bekannten Gasthof mit Pension. Deshalb war es ihm möglich, mit Hilfe befreundeter Jäger aus der Umgebung größere Heideflächen in dem wenig entfernten Höckel für eine Eigenjagd zu erwerben. Was lag da näher, dass der engagierte Waidmann Buhr den ebenso passionierten Jäger und Naturfreund Löns, der über keine eigene Jagd verfügen konnte, einlud, in seinem Revier zu waidwerken.“ (Horst Junker und Klaus-R. Rose [Hrsg.]: Höckel-Ortschronik, 2017, S. 69).
Otto Buhr betrieb nach Eröffnung der Heidebahn am Bahnhof Wintermoor auch eine Baracke, in der Reisende verpflegt wurden.