Haus Nr. 1 – das Chausseehaus des Wegegeldeinnehmers Menke war das erste Haus im Dorfe. Hier wurde das Wegegeld für die Napoleonchaussee eingenommen. Es ist jedoch nicht der spätere Zollkrug gewesen, sondern lag ursprünglich weiter nördlich zwischen Heidehof und Bleekens.
Claus Stamann erforschte die genaueren Hintergründe in seinem Beitrag in Der Niedersachse 11/1989:
„In den Geschichtsquellen der „Colonie Wintermoor“ kommt häufig der Name Menke vor. So wird 1835 Einnehmer Heinrich Menke erwähnt. In dem sog. „Planrezeß“, der am 2. Dezember 1862 im Blankeschen Wirtshaus „publiziert“ und „vollzogen“ worden ist und der die „Spezialabteilung“ Wintermoors an der Chaussee abschloß, wird Chausseegeldeinnehmer Hans-Heinrich Menke genannt. Es handelt sich um niemanden anders, als um den zwischen der „Colonie Wintermoor“ und dem Ort Barrl im Haus des heutigen Zollkruges ansässigen und für die frühere Chausseeverwaltung tätigen Mitarbeiter, der den Wegezoll einzunehmen hatte. Das Haus soll eigens für den genannten Zweck errichtet worden sein. Es wird deshalb kaum mehr als den Dienstraum umfaßt haben. Es wurde später (erst etwa z. Zt. der Jahrhundertwende) nördlich und südlich des Dienstraumes um eine Zimmerbreite vergrößert.“
Auch eine andere Quellen (Helmut R. Tödter: „Kampen, Welle, Todtshorn – Heimatbuch des südlichen Todts“ von 2005, Seite 167) behauptet, dass das erste Wegegeld-Einnehmerhaus in Wintermoor auf dem späteren Bleeken-Hof nördlich des Gasthofs Heidehof stand und der Zollkrug ein Nachfolgebau an der Gemeindegrenze war. Es muss etwa auf Höhe des 2009 abgebrannten Fachwerkhauses gelegen haben.
Chausseehäuser waren die Vorläufer der modernen Mautsysteme auf Autobahnen. Es waren Dienstgebäude des Chausseewärters, das er mit seiner Familie bewohnte. Gebaut wurden sie Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts (in Preußen zwischen 1796 und 1874). Der Chausseewärter beaufsichtigte jeweils einen Straßenabschnitt und kassierte für den Landesherrn das Chausseegeld, die Maut.
Der Chausseegeldeinnehmer Menke wurde vom prueßischen König 1869 mit dem Allgemeinen Ehrenzeichen geehrt.
Der Papen-Atlas von 1836 verzeichnet das Chausseehaus am Standort des Zollkruges, also zwischen Wintermoor a.d.Ch. und Barrl, wenige hundert Meter nördlich der Wümmebrücke über die B3. Sowohl der Papen-Atlas (als Weghs.) als auch eine Karte von 1860 markieren diese Mautstationen bei uns, in Welle und bei Sprötze.
Selten waren Chausseehäuser auch Zollstationen. Zoll wurde nur beim Überschreiten von Landesgrenzen fällig. Diese bestand in der Vorzeit zwischen dem Bistum Verden und dem Fürstentum Lüneburg entlang der Wümme. Es kann vermutet werden, dass die Verlegung des ersten Chausseehauses nach Süden zum heutigen Standort nahe der Wümme mit dieser Grenze zusammenhing. Belege für das tatsächliche Kassieren eines Zolls liegen allerdings nicht vor. Der Name Zollkrug ist daher bei uns nicht gesichert authentisch.
Unser altes Chausseehaus von 1820 fällt auf, weil es ganz typisch sehr nahe an der Fahrbahn gebaut ist. Wer aufmerksam schaut, der kann gegenüber auch noch das Widerlager des Schlagbaumes sehen. Der Schlagbaum sperrte die Straße und ging nur hoch, wenn man das Chausseegeld bezahlte.
Die alte Gaststätte „Zollkrug“ mit deutscher Küche befindet sich an der Bundesstraße 3, Hausnummer 1, auf Höhe Am Wald. Hier begann auch die Gemeinde Ehrhorn bzw. Wintermoor a.d.Ch., südlich lag nämlich schon das Gemeindegebiet von Insel mit der Ortschaft Barrl.
Vier „junge Burschen“, bewaffnet mit Pistolen, wollten an einem Wochenende im September 1958 in den Zollkrug eindringen. Sie bedrohten die Gäste, die sich jedoch beherzt entgegenstellten. So flüchteten die Kriminellen unverrichteter Dinge mit ihrem Auto (mit Hamburger Nummernschild). Die eingeleitete Fahndung der Polizei verlief erfolglos. Das Hamburger Abendblatt berichtete am 22.9.1958.
1994 wurde von Gastronomen aus dem Harz renoviert und das Gebäude umgebaut zu einer „Ritterburg“. Diese Form der Eventgastronomie war jedoch nicht erfolgreich, so dass seit dem keine gewerbliche Nutzung mehr stattfindet. Das Gebäude mit den Ausarbeitungen zum Ritter-Thema jedoch besteht noch heute. Ein Artikel im Hamburger Abendblatt vom 28.06.2004 nennt Walter Lechner als Besitzer und Michael Mroczko als Pächter des Alten Zollhauses und erwähnt den Gartenzwergverkauf (Link: www.abendblatt.de/hamburg/article106881008/Was-unser-Land-bewegt-auf-879-Kilometern.html ).
Hat jemand noch mehr Informationen zum Zollkrug? Die Anschrift lautet Bundestraße und die Hausnummer ist 1.
Mehr zu Chausseehäusern bei Wikipedia , auf www.chaussee.haus und www.chhaus.de