Rainer Köpsell berichtet in NNA-Berichte 2/2001 mit dem Beitrag „Das Niedersächsische Forstamt Sellhorn“ zur Austattung und Geschichte des Forstamtes, dass 2022 in acht Revierförstereien gegliedert ist. Das Revier Heimbuch ist für die Wintermoorer Gegend zuständig. Die Landesforsten betreiben mit dem Walderlebniszentrum Ehrhorn und dem Jugendwaldheim zwei untypische Einrichtungen. Zu den Aufgaben des Amtes gehört die Waldnutzung, Jagd sowie Gewässer- und Naturschutz. Die Flächen (ca. 14000 ha Wald in der Verwaltung, davon 2/3 Nadelbäume) liegen komplett im Naturschutzgebiet.
Um 1922 ist eine Revierförsterstelle Niederhaverbeck aktenkundig (Nds. Staatsarchiv), Anschrift heute Niederhaverbeck 14.
Nach der Eiszeit: „Mit der Verbesserung des Klimas breiteten sich zunächst Birke, dann Kiefer und Hasel aus, ab 6000 Jahre v.Chr. entstanden die Eichenmischwälder. In der nacheiszeitlichen Waldentwicklung hatte die Buche erst in der Bronzezeit (1700-800 v.Chr.) die hiesige Region erreicht.“ (Köpsell:2014, 4) Mehr zur Erdgeschichte hier, zur Geologie hier.
Die Heidebauernwirtschaft sorgte dafür, dass der Wald rückläufig wurde und die Heide entstand. „Zur Zeit der Kurhannoverschen Landesaufnahme (1775) trugen nur noch etwa 5% der Forstamtsfläche Wald, die sog. königlichen Holzungen. Diese Forsten waren vor den Zugriffen der ländlichen Bevölkerung weitestgehend geschützt. Ab etwa 1800 kam es zu einem Umbruch der Heidebauernwirtschaft.“ (Köpsell:2014, 4) Die Böden waren allerdings teilweise schon vegetationslos, so bei den Dünen von Ehrhorn und Einem.
„Die königlich hannoversche, später preußische Forstverwaltung kaufte 1860 den Heidehof Sellhorn (ca. 500 ha) und in schneller Folge weitere ganze Höfe oder große Heideflächen, um diese Flächen aufzuforsten. Schon um die Jahrhundertwende war die heutige Holzbodenfläche von fast 5000 ha wieder bewaldet. Die planmäßige Aufforstung geschah mit der Kiefer auf den ärmeren, mit Kiefer und Fichte auf den nährstoffreicheren bzw. feuchteren Heideböden. Die Aufforstung mit Stieleiche hatte auf ehemaligen Ackerflächen leidlichen Erfolg, während sie auf reinen Heideflächen misslang.“ (Köpsell:2014, 4) Korrektur vom Archivar: Hannover kaufte den Hof Sellhorn womöglich schon 1820 und richtete die Oberförsterei Sellhorn dort um 1860 ein (Quelle: Bispingen Touristik e.V.).
„Durchschnittlich sollen im Forstamt Sellhorn jährlich ca. 19000 Festmeter (m3) Holz (ganz überwiegend Nadelholz) geerntet werden.“ (Köpsell:2014, 8)
Engländerhiebe
„Bereits während des Zweiten Weltkrieges fand Raubbau an den deutschen Wäldern statt. Empfindlicher trafen aber Kahlschläge seitens der Siegermächte in den jeweiligen Besatzungszonen als Reparation. Besonders stark war die britische Besatzungszone durch die „Engländerhiebe“ in den Jahren 1945 bis 1948 betroffen. Neben dem Wiederaufbau der Städte, des Wohnraumes und der Infrastruktur kam es in diesen Jahren auch darauf an, die Kahlschlagflächen möglichst unverzüglich wieder aufzuforsten. Dies erfolgte aufgrund der Not überwiegend mit Fichte und wurde zu einem großen Teil durch Kulturfrauen durchgeführt.“ (Aus: Wikipedia „Kulturfrau“: https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturfrau)
Im Bereich vom Forstamt Sellhorn waren viele 70-80 Jahre alte Bäume betroffen, ungefähr ein Drittel der Waldfläche wurde als Reparation geerntet. Erschwert wurde die spätere Wiederaufforstung dadurch, dass es kaum Setzlinge für die Neuanpflanzungen gab.
Trivia
Der Sturm im Jahr 1972 https://de.wikipedia.org/wiki/Orkan_Quimburga fällte viele Bäume im Forstamtsbereich. Es wurde bei der Wiederaufforstung auf die Vermeidung von Monokulturen geachtet.
Holztransporte gingen früher aus unserer Forst per Kutsche über Heimbuch zum Bahnhof und wurden dort verladen. Viele Stämme wurden als Grubenholz im Ruhrgebiet verwendet.
August Ahlborn hatte seinerzeit Weihnachtsbäume sogar in Berlin verkauft. Einmal erhielt er sogar eine Bestellung vom Innenministerium.
Ungefähr ein Drittel der Wälder im Naturschutzgebiet um Wintermoor gehören der evangelischen Kirche.
Die Osterheide wurde ab 1860 aufgeforstet und mit dem heute noch bestehenden rechtwinkligem Wegenetz versehen. (Hanstein:2002, 8) Bestehende, andere Wege (Postwege, Postbotenwege) sind teilweise heute noch erhalten und kreuzen die Waldwege diagonal.
Ähnlich wie Flurnamen gibt es auch Forstnamen. Diese sind im gleichen Beitrag wie die Flurnamen aufgeführt.
Waldbrände
Wald- und Heidebrände traten immer wieder einmal auf, da trockene Kiefernwälder einfach gut brennen.
Am 17.6.1920 etwa begann ein Brand in der Heinköpener Holzung bei Wilsede, der sich durch starke Winde rasch ausbreitete. Es brannte der Wald zwischen Wilsede, Heimbuch und Einem. Der Ort Wilsede konnte nur durch Anlegen eines Gegenfeuers gerettet werden. Das Feuer breitete sich dann in Richtung Niederhaverbeck aus: die Einwohner waren bereits am Evakuieren, als Gewitterregen die Flammen löschten und so die Ortschaft gerettet war. An diesem Tag verbrannte dennoch 2000 Morgen Wald und Heide. Im gleichen Jahr brannten dann noch einige Hektar in der Nähe des Niederhaverbecker Kurhauses „Heidetal“ sowie in der Osterheide. (Walter Brauns 1994: 147).
In den 30ern brannte es zwischen Wintermoor a.d.Ch. und der späteren Waldsiedlung. Auf der abgebrannten Fläche wurde auf Vermittlung von Max Manke beim preußischen Ministerpräsidenten Göring Ackerland und die Straße An der Gärtnerei entstand.
1996 kam es zu einem Großfeuer im Naturschutzgebiet bei Niederhaverbeck. 700 Feuerwehrleute mit 100 Fahrzeugen waren im Einsatz. Dem Feuer fallen ca. 300 ha Wald und Heidefläche zum Opfer. Die Spuren des Feuers kann man auf dem Wanderrundweg N1 in Niederhaverbeck noch sehen: www.lueneburger-heide.de/natur/tour/11760/bispingen-wanderweg-phoenix.html
Mehr zur Erdgeschichte und zur Geologie und Vegetation in den entsprechenden Beiträgen.