Zwangsarbeit

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Vorwort

Мы помним! Wir erinnern! Um der Menschen willen.

Es ist lange her und vielen Menschen ein unbequemes Thema: Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg. Ich möchte es aber nicht ignorieren, denn zum einen ist ein Archiv ohne die entsprechenden Archivalien unvollständig und zum anderen kann ich mir vorstellen, dass Angehörige und Nachfahren der Kriegsgefangenen es interessant finden, wenn sie Informationen zu ihren Vorfahren finden können.

Zwangsarbeit war spätestens mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Deutschen Reich üblich, denn viele arbeitsfähige Männer waren zum Wehrdienst eingezogen und deren Arbeitskraft fehlte in Deutschland. Kriegsgefangene und Zivilpersonen aus den besetzten Gebieten wurden an ihrer Stelle als Arbeitskräfte im gesamten Reich eingesetzt sowohl in der Landwirtschaft als auch für militärische Projekte. Einige starben in Deutschland, diese habe ich als Kriegstote besonders erwähnt.

StaLag X B Sandbostel

Das Stalag X-B (Abkürzung für Stammlager B des Wehrkreises X) war das zweite Kriegsgefangenenlager des Wehrkreises X in der Nähe von Sandbostel. Die gefangenen Soldaten der feindlichen Streitkräfte wurden im weiten Umkreis zu Arbeitskommandos und Bauernhöfen verschickt, so auch nach Wintermoor.

Mehr Infos hierzu unter Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Stammlager_X_B und www.stiftung-lager-sandbostel.de sowie auf www.obd-memorial.ru/html/advanced-search.htm

Bau des Gesundungshaus Wintermoor

Im ruhigeren Umland von Hamburg wurden Ausweichkrankenhäuser gebaut, wo die Verletzten von Bombenangriffen versorgt wurden. Ab 1941 wurde in Wintermoor das Gesundungshaus Wintermoor von sowjetischen (und polnischen) Kriegsgefangenen gebaut. Die Leitung unterlag der Organisation Todt, die dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition Albert Speer unterstellt und ausschließlich mit Bauprojekten befasst war.  Am 8. Februar 1943 eröffnet das Gesundungshaus.

Dieses Arbeitskommando vom StaLag X B hier vor Ort trug die Nummer 7054, im CCP ist es als Zivilarbeiterlager „Wintermoor Hospital, Ehrhorn“ gelistet. Die etwa 100 Kriegsgefangenen fanden während der Bauphase Unterkunft in einer Holzbaracke auf dem späteren Parkplatz gegenüber dem Haupteingang. Gelegentlich stößt man auf beide Namen („Ehrhorn / Эрхорн“ und „Wintermoor / Винтермоор“), aber vermutlich handelt es sich nur um ein Lager.

Sie rodeten erst die Waldflächen, verlegten den Bachlauf der Este nach Süden, legten Leitungen und erstellten dann die Fundamente. Zuvor wurde der Bauplatz mit Sand aus der Sandgrube Ehrhorn aufgefüllt.

Die Holzbauteile der Gebäude kamen auf Bauernfuhrwerke von der Tischlerei Cassens aus Schneverdingen, die eigens dafür weitere 45 Kriegsgefangene (Italiener, laut „Schreiben Gemeinde Schneverdingen“ an den Landkreis Soltau vom 14.4.1949, 2.2.0.1 / 82427840, ITS Digital Archive Bad Arolsen) in einem Wehrmacht-Interniertenlager beschäftigte.

Es handelte sich um sogenannte IMIs, „Italienische Militärinternierte“, die nicht den Status von offiziellen Kriegsgefangenen hatten, jedoch nach der ILO-Definition zur Zwangsarbeit verpflichtet waren. Die italienischen Soldaten waren oft nicht im Besitz von warmer Kleidung, weil sie bei Gefangennahme für den Einsatz im Mittelmeerraum ausgerüstet waren: das erwies sich als Nachteil in den letzten beiden Kriegsjahren. Ihr Einsatz war gefragt, denn in Europa gab es 1943 keine Menschen mehr, die in der deutschen Kriegswirtschaft als Zwangsarbeiter aushelfen konnten. Es gab keine Todesfälle bei den Italienern in Wintermoor und Ehrhorn (Wajemann 2019: S. 73).

Andere Zwangsarbeitsformen gab es beim anschließenden Betrieb des Krankenhauses. So ist bekannt, dass Polinnen vom Flugplatz Reinsehlen in der Küche und als Reinigungskräfte arbeiten mussten. Italienische Kriegsgefangene wurden auch nach der Bauphase noch als Helfer auf dem Krankenhausgelände eingesetzt, wie ein Brief des Ehrhorner Bürgermeisters vom 9.4.1949 belegt:

Brief vom 9.4.1949, Bürgermeister Ehrhorn, 2.2.0.1, 82427789, ITS Digital Archive Bad Arolsen
Brief vom 9.4.1949, Bürgermeister Ehrhorn, 2.2.0.1, 82427789, ITS Digital Archive Bad Arolsen

Hier als PDF zum Download: 19490409_Bürgermeister Ehrhorn, 2.2.0.1, 82427789, ITS Digital Archive, Bad Arolsen

Gefangenenakte Michail Karagodin im Lager Sandbostel - OBD-Memorial - 300795786
Gefangenenakte Michail Karagodin im Lager Sandbostel – OBD-Memorial – 300795786 S.1

 

Gefangenenakte Michail Karagodin im Lager Sandbostel - OBD-Memorial - 300795786 S.2
Gefangenenakte Michail Karagodin im Lager Sandbostel – OBD-Memorial – 300795786 S.2

Die Bedingungen in den Außenlagern des StaLag Sandbostel waren oft schwierig. Beim Bau des Krankenhauses in Wintermoor sind von den etwa 100 Gefangenen mindestens 11 Menschen aus der Sowjetunion dort gestorben. Einer von ihnen wurde erschossen.

Die folgenden Todesfälle findet man für das Arbeitskommando Wintermoor in der Datenbank von www.obd-memorial.ru dokumentiert (s. auch unter: Kriegstote):

 

ОБД Мемориал

 

Ein polnisch-stämmiger Franzose ist unter ungeklärten Umständen auch in Wintermoor verstorben: Joseph Lyszczraz am 02.03.1945.

 

Dazu passt ein Aktenvermerk des Ehrhorner Bürgermeisters, dass 9 tote Russen im Mai 1955 aus ihren Einzelgräbern am Wehlener Weg nach Munster überführt wurden. Zwei weitere Tote liegen bis heute auf dem Friedhof in Wintermoor (vielleicht handelt es sich aber auch um die Polen Josef Pidhorodetzki und Bogdan Halyj). Heiner Wajemann berichtet in seinem Buch von 2019 (S. 71) von der Grabstelle der 11 sowjetischen Zwangsarbeiter. Diese lag westlich vom Krankenhausteil 2, dem späteren Jugendwaldheim, vor dem Birkengrabenwald, etwa 50 Meter nördlich des Birkengrabens. Die Gräber trugen schlichte Holzkreuze nach hiesiger Art. In einem Kreuz waren drei Patronenhülsen eingeschlagen: sie kennzeichneten den von Wachposten erschossenen Gefangenen.

Belgische Behörden haben nach dem Krieg groß angelegte Suchaktionen nach belgischen Staatsangehörigen durchgeführt. Zu diesem Anlass ist im Niedersächsischem Landesarchiv ein Zeitdokument vom Polizisten, Herrn Michael, abgelegt.

NLA Hannover Foto 3 Nr. 1722_001 - Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs.
NLA Hannover Foto 3 Nr. 1722_001 – Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs.

 

NLA Hannover Foto 3 Nr. 1722_002 - Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs.
NLA Hannover Foto 3 Nr. 1722_002 – Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs.

Ein russisches Forum hat zum Arbeitskommando 7054 einige Informationen zusammengetragen: http://www.sgvavia.ru/forum/818-2329-1

Heeres-Nebenmunitionsanlage Schneverdingen

Nördlich von Kamperheide, schon im Landkreis Harburg, errichtete die Wehrmacht 1938 ein Munitionslager im Wald, das „Depot der Heeresnebenmunitionsanstalt Schneverdingen„, kurz Muna.

Russische Kriegsgefangene aus dem Lager Sandbostel sollen laut einem Zeitzeugen (Herr Reese im Gutachten über die Muna von 1992) hier gearbeitet haben. Womöglich waren es die selben Kriegsgefangene, die das Waldkrankenhaus Wintermoor erbauten, sicher kann ich das jedoch zum jetztigen Zeitpunkt nicht sagen. Die ersten Arbeitskommandos waren häufig bei Militärprojekten zu finden, da hier genug (auch zivile) Wachmannschaften zur Bewachung der Kriegsgefangenen vorhanden waren. Sie durften nur in Kolonen eingesetzt werden, um keinen Kontakt zur Bevölkerung zu haben.

Einen guten Überblick zum Thema gibt es im Buch von  Rolf Keller und Silke Petry: Sowjetische Kriegsgefangene im Arbeitseinsatz, erschienen 2011 und hier bei Amazon erhältlich: http://amzn.to/2kdXR3b.

Feldflughafen Posemuckel, das spätere Camp Reinsehlen

Der Militärflugplatz auf dem späteren Camp Reinsehlen wurde nach Kriegsbeginn mit Kriegsgefangenen (anfangs aus Polen) weitergebaut und später auch betrieben. Die Baracke der Zwangsarbeiter befanden sich zwischen dem Viadukt der Heidebahn und den Munitionsbunkern. Einige Polen hinterließen im noch flüssigen Beton der Ringstraße Initialen und Wörter auf Polnisch. Weitere Details dazu findet man auf www.geschichtsspuren.de und im Buch von Walter Köster über das Camp.


Andere Formen der Zwangsarbeit

Die Reichsbahn beschäftigte in Schneverdingen Kriegsgefangene zu Ausbesserungsarbeiten an der Heidebahn. Das Kommando mit  ca. 30-35 sowjetischen Kriegsgefangene war in der „Herberge zur Heimat“ untergebracht, die als Streckenarbeiter eingesetzt waren (Information von Frau Petry, Stiftung Gedenkstättenförderung Niedersachsen).

Die Landwirtschaft nutzte Kriegsgefangene, Zivil- und Fremdarbeiter als Erntehelfer und für alle Tätigkeiten, die anfielen. Die eigenen Bauern, Knechte und Helfer waren in der Regel ja als Soldaten für den Kriegsdienst eingezogen. Die Lebensbedingungen (Ernährung und Unterkunft) waren  unterschiedlich, denn die ausländischen Arbeiter waren direkt bei den Bauern untergebracht. Zwar war ein enger Kontakt der Familien zu den Fremdarbeitern verboten, jedoch saß man trotzdem oft gemeinsam zu Tisch. Hier in diesem Beitrag steht eine schöne, persönliche Geschichte zu Leon Muskowez, der bei Ahlborns arbeitete. Im Dorf gab es jedoch auch Höfe, auf denen die Fremdarbeiter sehr schlecht behandelt wurden und nach Kriegsende kam es verständlicherweise zu mehr oder minder schweren Racheaktionen.

Heiner Wajemann berichtet (2019: S. 73), dass ein Italiener bei der Landwirtschaft von Johann Christoph Heinrich Riebesell mithalf. Nach dem Krieg heiratete Attilio Berra deren Tochter Anna und zog mit ihr nach Oberitalien.

Ein Teil der Zwangsarbeiter beim Hamburgischen Krankenhaus arbeitete auch bei den Förstereien Ehrhorn und Haverbeck. Die Verpflegung dieser Menschen lief über das Krankenhaus.

Sämtliche Gemeindeunterlagen zu Zwangsarbeit sind in der Gemeinde Wintermoor im Sommer 1946 durch Einbruchdiebstahl gestohlen worden. Ein anderes Dokument vom Wintermoorer Bürgermeister, verfasst am 25.6.1946, zählt 12 landwirtschaftliche Betriebe in Wintermoor-Geversdorf auf, die zusammen 132 ausländische Arbeitskräfte beschäftigten (Landwirtschaftliche Betriebe Wintermoor, 2.1.2.1 / 70742581, ITS Digital Archive Bad Arolsen). Womöglich ist diese Aufstellung jedoch unvollständig, so wurde ein polnischer Arbeiter vom Hof der Ahlborns nicht aufgeführt.

Aus der Gemeinde Ehrhorn mit den Ortschaften Wintermoor a.d.Ch., Oberhaverbeck und Niederhaverbeck sowie Ehrhorn sind mehr Unterlagen vorhanden. Die Unterlagen aus dem ITS Digital Archive Bad Arolsen führen hier 20 Betriebe auf, die insgesamt 70 Menschen aufzählen: 32 Sowjetbürger, 28 Polen, 9 Holländer und einen Franzosen (womöglich Joseph Lyszczraz, s. Kriegstote). Einige sind erst in den Kriegsjahren geboren worden, offenbar gab es teilweise familiäre Bindungen.

Andere wiederum waren unter verschiedenen Umständen in Wintermoor (meist im Krankenhaus) gestorben und fanden hier auch ihre letzte Ruhestätte. Ihre Gebeine wurden teilweise nach dem Krieg umgebettet. Ihre Namen (mit alternativen Schreibweisen) sind folgend aufgeführt, damit ihre Angehörigen im Rahmen von Familienforschung (bislang womöglich unbekannte) Lebensdetails finden können.

Mikołaj Straszak
Mikołaj Straszak

Auf diese Weise wurden die Nachfahren von Mikołaj Straszak auf das Archiv aufmerksam. Ich konnte ihnen seine letzte Ruhestätte im Friedhofsteil A1 nennen und danke allen Mithelfenden bei der Detailsuche. Mikołaj wurde am 6.12.1898 in Domaniewice (PL) geboren und war ein einfacher Bauer. Er geriet 1940 in Rumänien in deutsche Kriegsgefangenschaft (Târgu-Jiu) und wurde anschließend im Stalag XVII A sowie Stalag XB untergebracht. Am 29.09.1941 kam er als Landwirtschaftshilfe auf dem Hof von Rudolf Meyer in Welle. Am 28.07.1943 starb er an den Folgen eines Unfalls vom Vortag (Schnittverletzung linke Wade) im Krankenhaus Wintermoor. Sein Tod wurde nach dem Krieg zweimal bescheinigt: vom Standesamt Bispingen unter Nr. 54/43 und vom Standesamt Tostedt unter der Nr. 69/43. Sein Name wurde später gelegentlich falsch notiert: Nicalaus / Nicolaus Straoza oder Nocolaus Stracza.

Name auf DeutschName in LandesspracheGeburtsdatumNationalitätTodesdatumStandesamt Reg.Nr.
Henri BernadiFrankreich16.05.1945Standesamt Reg.Nr. 173/1945
Friedrich Wulff22.02.1892Holland10.08.1943Standesamt Reg.Nr. 100/1943
David Tazelaar03.11.1865Holland27.09.1944Standesamt Reg.Nr. 131/1944
Peter Willem Wildschut / Wildhut20.06.1944Holland20.10.1944Standesamt Reg.Nr. 151/1944
Willemke Popma28.03.1940Holland21.11.1944Standesamt Reg.Nr. 201/1944
Peter Prins28.02.1943Holland04.01.1945Standesamt Reg.Nr. 2./1045
Jacobus Clements26.06.1908Holland08.04.1945Standesamt Reg.Nr. 107/1945
Hermann de Vries04.05.1945Holland17.07.1945
Janina Marie / Janino van Brüssel08.03.1945 oder 08.04.1945Holland18.04.1945 oder 13.04.1945Standesamt Reg.Nr. 113/1945
Nicalaus StraozaMikołaj Straszak06.12.1899Polen28.07.1943Standesamt Reg.Nr. 54/1943
Marja BujakowaMaria Bujakowa13.09.1913Polen28.04.1944Standesamt Reg.Nr. 136/1944
Stech DudiakCzech Dudziak28.10.1927Polen27.03.1945Standesamt Reg.Nr. 86/1945
Josef PidhorodetzkiJózef Podhorodecki10.10.1929Polen27.03.1945Standesamt Reg.Nr. 87/1945
Bogdan HalyjBogdan Hałyj20.08.1928Polen27.03.1945Standesamt Reg.Nr. 88/1945
CierniskiCierpińskiPolen29.04.1945Standesamt Reg.Nr. 10./1950
Liegmint CynkZygmunt Cynk27.09.1910Polen
Rayalja Wostel04.09.1909Polen
Jan Faleck24.06.1925Polen
Wladislaw SzcapanskiWładysław Szczepański12.05.1918Polen
Adam Prokop07.04.1900Polen
Jan Snamier24.06.1925Polen
Weslau SnamierWięsław Snamier11.01.1926Polen
Autolia ZwescheckAutolia CzeszekPolen
Josef KraweykJózef Krawczyk 01.01.1901Polen
Felix Wengler30.08.1901Polen
Alexander Pohl25.12.1918Polen
Josef RadonJózef Radoń12.11.1914Polen
Stanislaus LisStanisław Lis02.07.1915Polen
Eugenia LapsikownaEugenia Lapikowa06.02.1922Polen
Wladislaw SojnowskiWładysław Sojnowski26.01.1910Polen
Tadeus DreslerTadeusz Dreszler04.08.1921Polen
Kataryna KeskaKatarzyna Keska24.10.1890Polen
Kasimier AmbrosiakKaziemierz Ambroziak07.07.2014Polen
Franz Parre08.05.1918Polen
Sabina KrolikowskiSabina Królikowska17.12.1919Polen
Ceslaus TokarskiCzesław Tokarski04.12.1917Polen
Tadäus JuczeznokiTadeusz JuchnowskiPolen
Helene StrzalkowskaHelene StrzałkowskaPolen
Genowefa / Genja WoroneszЖеня Воронец / ВоронежUdSSR08.08.1944Standesamt Reg.Nr. 90/1944
Ludmilla NividowaЛюдмила Нивидова20.10.1944 oder 12.10.1944UdSSR05.01.1945Standesamt Reg.Nr. 4./1945
Wacil / Wasili OlahoffВасиль Олахофф03.02.1945UdSSR26.04.1945Standesamt Reg.Nr. 139/1945 und 150/1945
Sina / Zinaida / Lina ParatschenkoЗина / Зинаида / Лина Паращенко21.12.1944UdSSR03.05.1945Standesamt Reg.Nr. 150/1945
Iwan SlaeuvinИван Слаеувин / Слаёвин11.11.1906UdSSR27.05.1945Standesamt Reg.Nr. 189/1945 oder 139/1945
Igor RoskopalИгорь РоскопалUdSSR06.06.1945Standesamt Reg.Nr. 204/1945
Friedrich DenysinkФридрих ДенисинкUdSSR23.07.1945Standesamt Reg.Nr. 252/1945
Victer / Viktor MosynВиктер / Виктор МосинUdSSR03.09.1945Standesamt Reg.Nr. 291/1945
Nikolai PanasenkoНиколай ПанасенкоUdSSR05.09.1945Standesamt Reg.Nr. 296/1945
Nikolai KnipenkoНиколай КнипенкоUdSSR09.09.1945Standesamt Reg.Nr. 302/1945
Anna WastschenkoАнна Ващенко05.03.1922UdSSR
Kinismir WastschenkoКинизмир Ващенко12.09.1944UdSSR
Marenka StanislawschikМаренка СтаниславщикUdSSR
Elena SchramkoЕлена Шрамко11.05.1929UdSSR
Maria KutscherjawaМария Кучерява02.10.1926UdSSR
Lisa / Elizaweta PompaЛиза / Елизавета Помпа05.10.1924UdSSR
Alexander GabrowowitschАлександр Габровович10.08.1925UdSSR
Tolek / Anatolij Konowalona / KonowalowТолек / Анатолий Коновалона01.01.1943UdSSR
Jawdokja / Jewdokija Konowalona / KonowalowaЯвдокья Коновалона / Коновалова Евдокия22.01.1890UdSSR
Nadija / Nadezhda Konowalona / KonowalowaНадия Коновалона / Коновалова Надежда20.08.1919UdSSR
Wladimir FilitowВладимир Филитов15.07.1924UdSSR
Umsagit ShusejnowУмсагит Схусейнов / Шусейнов05.04.1920UdSSR
Johann CarlesЙоханн Карлес31.12.1907UdSSR
Waldemar SollodrinkoВальдемар Соллодринко15.07.1928UdSSR
Andrej TschubigАндрей Чубик / Щубик04.12.1919UdSSR
Nina BaljanikНина БаляникUdSSR
Wladimir BolimikowВладимир Болимиков03.06.1914UdSSR
Katharina Bolimikowa, geb. PelichawaКатарина Болимикова, Пеличава03.10.1920UdSSR
Annastaja / Anastasija LawrikАннастая / Анастасия Лаврик28.07.1925UdSSR
Maria WowkМария ВовкUdSSR
Iwan PolnakowitschИван Полнакович02.10.1914UdSSR
Peter / Petr JetelawПетр ЕтелавUdSSR
Aleksandr RiabzewАлександр Рябцев24.08.1912UdSSR12.10.1941
Joseph LyszczrazFrankreich02.03.1945

Heiner Wajemann erwähnt noch folgende Namen in seinem 2019 erschienen Buch (S. 109):

Der Schneverdinger Kirchbuchführer berichtet am 7.8.1947 von vier polnischen Staatsangehörigen, die wahrscheinlich aber nicht in Wintermoor, sondern in Schneverdingen beerdigt wurden:

  1. Witkoska (bzw. Witkowska), ohne Vorname, geboren und gestorben am 30.10.1940, in Schneverdingen begraben
  2. Wozniak, Wazelaw (5.4.1944 – 14.9.1945), in Schneverdingen begraben
  3. Chidzek, Tadeucz / Tadeusz
  4. Kowalski, Tadeus / Tadeusz

Targa/Tarha Jantschenko ist am 19.5.1944 in Ehrhorn verstorben und soll davor bei Inselmann in Vahlzen gelebt haben. Sie wurde am 17.7.1942 geboren. Das Standesamt Bispingen konnte den Verbleib von Targa zuerst nicht klären (Anfrage vom 26.11.1949 im Rahmen der „Suchaktion Ausländer“). Ihr Grab liegt heute in Schneverdingen.

Zwei Polen kamen am 27.3.1945 in Ehrhorn zu Tode: Josef Pidhorodetzki (geb. 10.10.1929 in Schumlane) und Bogdan Halyj (geb. 28.2.1928 in Schumlane). Sie wurden auf den Wintermoorer Friedhof bei den „Russengräbern“ beigesetzt. Die Unterlagen in den Arolsen Archives nennt zum gleichen Datum noch den Namen Stach Dudiak (geb. 28.10.1927 in Potschajewitche) und die Todesursachen der drei Toten: schwere Verletzungen nach einer  Panzerfaustexplosion (abgerissene Beine und Splitterverletzungen). Die Drei liefen je nach Aufzeichnung als Ukrainer oder Polen, was aber verständlich ist, weil Ostpolen nach dem Krieg ukrainisch wurde.


Nach dem Krieg

Wahrscheinlich kehrten die meisten überlebenden Nichtdeutsche nach dem Krieg in ihre Heimat zurück. Man weiß jedoch, dass viele Menschen auch aufgrund von Grenzverschiebungen und widrigen Bedingungen in der jeweiligen Heimat unerwünscht waren und als sogenannte „Displaced Persons“ noch in Deutschland blieben (z.B. bekannt in Ottermoor oder zeitweilig im TBC-Krankenhaus in Ehrhorn).

Zwei Kinder mit ukrainischen Wurzeln kamen 1946 zur Welt, starben jedoch noch im Kindsbett. Ihre Grabstätten lagen abseits im Teil A2 des Wintermoorer Friedhofs (nahe des südlichen Zauns) und sind heute aufgehoben.

Grabstein Jaroslaw Pritulyak
Grabstein Jaroslaw Pritulyak

Inschrift: Hier liegt Pritulyak Jaroslaw, der Sohn von Ivan und Olga, geboren und starb am 13.07.1946. Ewige Erinnerung. Ukraine. Здесь покоится Ярослав Притуляк, сын Ивана и Ольги, родился  и умер 13 июля 1946. Вечная ему память.

Grabstein Ivan Loish
Grabstein Ivan Loish

Inschrift: Hier liegt Loish Ivan, der Sohn von Loish Michael und Loish Anna. Geboren am 24. 11.1946 und starb am 25. 11.1946. Ewige Erinnerung. Ukraine. Здесь покоится Лоиш Иван, сын  Лоиша Михаила и Лоиша Анны. Родился 24 ноября 1946. Умер 25 ноября  1946. Вечная ему память.


Nachweise

Im Niedersächsischen Landesarchiv-Standort Stade sind Unterlagen zu allen Arbeitslagern im Bereich Stade unter der Signatur: SVG Brüssel, BUR 70, Camps Douteux – Reg.-Bez. Stade/42 (Microfiche 1/12 bis 12/12 zu finden. Dort könnte man eventuell noch mehr zu den Lagern finden.

Im Landesarchiv Niedersachsen liegen aus dem Nachlass von Wilhelm Hübotter Unterlagen von 1942 mit dem Titel „Organisation Todt Sanitäranlagen Nord-West, Wintermoor Blatt 1: Landschaftliche Gestaltung – Grundriss/Lageplan Maßstab: 1:500“ und der Signatur NLA HA, Dep. Hübotter, Mappe Nr. 1495/1246. Mehr zum Architekten Wilhelm Hübotter auf Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_H%C3%BCbotter  Dr. Klaus-Peter Liere hat 1980 bis 1985 zum Thema Bereitstellung von Ausweichkrankenhäuser durch die Organisation Todt geforscht (Landesarchiv Niedersachsen, NLA OL, Rep 420, Best. 210 Nr. 6098).

Dem Internationalen Suchdienst ITS (Webseite des ITS) verdanke ich viele Unterlagen zu diesem Themenkomplex (ITS Digital Archive Bad Arolsen).


Links:


Aufgrund des Personendatenschutzes werden hier nicht alle Unterlagen veröffentlicht. Wenn ein Betroffener Einsicht nehmen möchte, dann kann er sich gerne bei mir melden – > Kontakt

Information in English about mass graves, hospital and prisoners of war in Wintermoor in this PDF file.